Astrid Dauster – ein Nachruf

Am 23. Juni 2024 verstarb Astrid Dauster, die in einem Thanatos TV-Interview im Jahr 2015 von ihren Nahtoderfahrungen berichtete, und später auch von den dramatischen Missbrauchs-Erlebnissen in ihrer Kindheit. 

Für mich war sie nicht nur auf Grund ihrer Geschichte eine besondere Gesprächspartnerin, sondern auch deshalb, weil sie die erste Nahtoderfahrene war, die ich als Journalist interviewt habe – schon bevor es Thanatos TV gab. 

Dieses allererste Interview mit Astrid Dauster ist auf meinem Kanal „WissensWerteWelt“ veröffentlicht und hat inzwischen weit mehr als eine Million Aufrufe erreicht.

In der Folge können Sie – als Nachruf für Astrid Dauster – Auszüge aus dem NTE-Report des „Netzwerks Nahtoderfahrung e.V.“ lesen; zunächst persönliche Worte von Joachim Nicolay, und danach von Walter Meili, der auch die Entstehung von Astrid Dausters Buch „Opferkind“ begleitete.

Werner Huemer

 

Für viele von Ihnen wird die Nachricht, die ich Ihnen mitteile, sehr traurig sein. Am 23. Juni ist Astrid Dauster verstorben. Sie starb ganz plötzlich, offenbar an einem Herzinfarkt. Zwei oder drei Wochen vorher hatte ich noch mit ihr telefoniert. Da klang sie noch munter.

Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass sie sich am Ende unseres Gespräches besonders herzlich von mir verabschiedet hatte. Hatte sie schon, vielleicht im Unterbewusstsein, etwas von dem bevorstehenden Tod geahnt?

Astrid Dauster haben, vor allem durch die Videos auf Thanatos TV, Tausende von Menschen kennengelernt. 

Wer sie privat oder auch in den Interviews erlebt hat, hat eine ganz bescheidene Frau gesehen. Ich habe mich oft gefragt: Wie kann man so schlimme, zum Teil furchtbare Dinge erlebt haben, und trotzdem so normal geblieben sein?

Mir kam die psychologische Resilienzforschung in den Sinn. Resilienz heißt so viel wie „Widerstandsfähigkeit“. Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit der Frage, wie Kinder, die unter extrem schwierigen Bedingungen groß wurden, trotzdem einigermaßen „heil“ überleben

können, ohne dass später Symptome wie Kriminalität, psychische Erkrankungen, Suizidversuche

usw. auftreten. Ein entscheidender Faktor, so die Erkenntnisse der Forschung, besteht darin, dass wenigstens eine verlässliche Bezugsperson zur Stelle war. Das muss niemand aus der Familie sein. Es kann auch eine Oma oder ein Opa sein. Bei Astrid Dauster war es ein „Schäfer“. 

„Josef, dem Schäfer“ ist sie während der Jahre ihrer Misshandlung durch ihren Vater immer wieder in nahtodähnlichen Erfahrungen begegnet. Mit ihm konnte sie reden, ihm konnte sie sich

anvertrauen. Die Gespräche mit ihm hat sie in ihrem Buch „Opferkind“ festgehalten. Erst ganz

am Schluss dieser Begegnungen erkannte sie in dem Schäfer Jesus.

Ihrem Andenken widmen wir diese Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift. 

Joachim Nicolay

 

Ich durfte Astrid Dauster ihre letzten sieben Jahre auf Erden begleiten. Es waren wirklich genau sieben Jahre: Kennengelernt haben wir uns am 8. Juli 2017; ihre Verabschiedung in

der Stadtpfarrkirche von Weilheim fand am 8. Juli 2024 statt.

2017 nahm ich zum ersten Mal an einer Tagung unseres Netzwerkes in Bühl (Baden) teil. An jenem 8. Juli kam ich mit Astrid beim Morgenessen ins Gespräch. Sie hat mir gleich Wesentliches aus ihrem Leben erzählt. So nahm ich auf: Kindheit mit einem Vater, der Satanist war. Nahtoderfahrungen in der Kindheit in der liebevollen Gegenwart eines „Schäfers“. Viel später im Leben Nahtoderfahrung im Zusammenhang mit einem Herzinfarkt. Da wieder Kontakt mit dem Schäfer aus der Kindheit. 

Diese Kontinuität faszinierte mich. Und es war ein Schäfer. Gleich fiel mir Psalm 23 ein – „der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“, oder Johannes 10: „Ich bin der gute Hirte.“ Das muss Jesus gewesen sein!, schoss mir durch den Kopf. –

Ohne lange zu überlegen sagte ich zu Astrid: „Du solltest über dein Leben ein Buch schreiben. Ich helfe dir dabei.“

Wir haben im weiteren Verlauf der Tagung kaum mehr miteinander gesprochen, doch gegen Ende fragte sie mich, ob mir das ernst sei mit dem Buch. Selbstverständlich, entgegnete ich. Ihre Geschichte erregte mein größtes Interesse, nicht nur weil es um Jesus ging, sondern auch das Thema Satanismus, zu dem ich nicht viel wusste, aber nicht daran zweifelte, dass es ihn gibt. Außerdem war für mich als Psychiater und Psychotherapeut auch die Frage spannend, wie jemand schwerste Traumatisierungen augenscheinlich gesund überleben kann.

Astrid hatte bereits ausführliche Erinnerungen zu dem, was ihr widerfahren war, aufgeschrieben. Sie dachte sogar selber daran, es als Buch zu veröffentlichen, fand aber nicht den Weg dazu. So musste ich sie nicht lange überzeugen. Wenige Tage nach unserer Begegnung schickte sie mir ein paar Dateien zu ihrer Biographie.

Die Berichte über die sadistischen Quälereien, hauptsächlich durch ihren Vater, aber auch durch andere Mitglieder dieser Loge, liessen mich erschaudern und machten mich sehr wütend. War es wirklich möglich, dass Menschen anderen Menschen solches antun können?

Heute weiß ich, dass es allen so geht, die zum ersten Mal von satanistischen Praktiken hören: man hält es kaum für möglich. So haben Täterkreise leichtes Spiel, das Ganze als „Verschwörungstheorie“ abzutun.

Unser Buch kam Anfang 2020 auf den Markt und ist inzwischen bald ausverkauft. Meine Aufgabe war es, die Fülle des Materials zu ordnen, in Absprache mit Astrid zu kürzen und mit erklärenden Kommentaren zu versehen.

Ich bin dankbar, dass ich diese besondere Frau mit ihrer besonderen Aufgabe kennengelernt habe und die letzten sieben Jahre begleiten durfte.

Walter Meili

Ein Gedanke zu “Astrid Dauster – ein Nachruf

  1. Wunderbare Sendung. Vorallem weil sie für mich durch u durch glaubwürdig ist. Alles ist gut recherchiert u macht einen sehr ehrlichen Eindruck.
    Mit diesem sensiblen Thema kann nicht jeder umgehen. Leider leben wir in einer Welt wo Lügen u Fakenews an der Tagesordnung sind. Gerade darum sind die Beiträge so wichtig. Bitte machen Sie weiter. Der Bedarf ist groß u Hilfe so wichtig. Vielen Dank

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